Die AIO-Preisträger von links: Dr. Wilfried Eberhardt, Prof. Jens Siveke Quelle: © AIO |
Gleich zwei Wissenschaftler im Deutschen Konsortium für
Translationale Krebsforschung (DKTK*) wurden mit dem höchsten Preis der
Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) der deutschen Krebsgesellschaft
ausgezeichnet. Die Ärzte Wilfried Eberhardt und Jens Siveke der Medizinischen
Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) am Westdeutschen Tumorzentrum
(WTZ) des Universitätsklinikums Essen (UK Essen) erhalten die Preise für die
"beste wissenschaftliche Publikation" und die "beste klinische
Studie" für ihre Forschung an Lungen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Bauchspeicheldrüsenkrebs gilt als eine der aggressivsten
Krebserkrankungen. Besonders das sogenannte duktale Pankreaskarzinom ist kaum behandelbar,
weil die Tumorzellen gegen verfügbare Medikamente schnell resistent werden.
Einem Forscher-Team unter Leitung von Professor Jens Siveke in Kooperation mit
der Stanford University ist es jetzt gelungen, eine neuartige epigenetische
Behandlungsstrategie beim Pankreaskarzinom zu beschreiben. Epigenetische
Mechanismen sind an der Regulation von Genen und zellulären Prozessen in
Tumoren beteiligt, ohne dass das Erbgut (z.B. durch Mutationen) verändert wird.
Für die im Fachmagazin Nature Medicine veröffentlichte Studie erhält Jens
Siveke den AIO-Wissenschaftspreis für die beste Publikation zur
"präklinischen/experimentellen Krebsforschung". Mit Hilfe der
Genschere CRISPR/CAS9 und bestimmten Hemmstoffen konnten die Wissenschaftler
die Tumorzellen so umprogrammieren, dass sie für Therapeutika wieder angreifbar
wurden. "Aufgrund des starken anti-tumoralen Effektes einer
Kombinationstherapie mit zwei epigenetisch wirksamen Medikamenten sind wir
zuversichtlich, einen erfolgversprechenden neuen Ansatz für die Behandlung von
Bauchspeicheldrüsenkrebs gefunden zu haben", freut sich Jens Siveke, der
in diesem Jahr eine DKTK-Professur für Translationale Onkologie Solider Tumore
am Universitätsklinikum Essen übernommen hat. Im nächsten Schritt wollen die
Wissenschaftler das neue Wirkprinzip in klinischen Studien prüfen, um solche
Tumoren zu identifizieren, die sich damit besonders gut bekämpfen lassen.
Der AIO-Preis für die "beste Publikation in der
klinischen Krebsforschung" ging bereits zum zweiten Mal an Dr. Wilfried
Eberhardt. Der Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie am
Westdeutschen Tumorzentrum des Universitätsklinikums Essen und seine Kollegen
wurden damit für die Studie ESPATÜ, eine der weltweit größten Phase III-Studien
bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen,
ausgezeichnet. Gefördert wurde die Studie von der Deutschen Krebshilfe. Allein
in Deutschland erkranken rund 52.000 Menschen jährlich an Krebs der Lunge und
Bronchien. Durch Kombination einer intensivierten Chemotherapie mit einer
simultanen Chemostrahlentherapie und Operation konnten die Wissenschaftler über
40% der Patienten langfristig von ihrer Krankheit befreien. "Die
Publikation basiert auf der mehr als 25 Jahre langen engen interdisziplinären
Zusammenarbeit der Inneren Klinik (Tumorforschung), der Klinik für
Strahlentherapie des Universitätsklinikums Essen und der Abteilung für
Thoraxchirurgie der Ruhrlandklinik", betont Eberhardt, Leiter und
Erstautor der Studie. "Die umfänglichen Daten werden uns zudem helfen,
Therapiepläne künftig noch individueller auf Patienten abzustimmen."
Mit drei weiteren deutschen Kollegen aus Heidelberg,
Oldenburg und Frankfurt erhält Wilfried Eberhardt zugleich auch den Preis für
die "Innovativste klinische Studie in der soliden Onkologie". Die AIO
Jury würdigte damit die gemeinsame Konzeption und Leitung der
CRISP-Registerstudie bei fortgeschrittenem Nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom.
Mehr als 8000 Patienten in Deutschland sollen in den nächsten sechs Jahren hinsichtlich
Therapieverlaufs, Diagnostik und Lebensqualität analysiert werden.
Auch Prof. Dr. Martin Schuler, Direktor der Inneren
Klinik (Tumorforschung) des Universitätsklinikums Essen und Sprecher des
DKTK-Partnerstandorts Essen/Düsseldorf freut sich über diese Auszeichnungen:
"Die Würdigung der herausragenden Forschungsleistungen zweier
Wissenschaftler unseres Standorts bestätigt die Strategie, am
Universitätsklinikum Essen experimentelle und klinische Krebsforschung zum
Nutzen der Patienten zu verbinden. Dies ist Prof. Siveke und Dr. Eberhardt in
beispielhafter Weise gelungen."
Der Preis wurde im Rahmen des 13. AIO-Herbstkongresses
innerhalb der Deutschen Krebsgesellschaft am 18. November in Berlin verliehen.
Mit dem AIO-Wissenschaftspreis werden jährlich innovative Arbeiten auf dem
Gebiet der Internistischen Onkologie zu den Themen Pathogenese,
Pathophysiologie, diagnostische und prognostische Faktoren sowie Therapie
maligner, solider Tumoren ausgezeichnet. Weitere Informationen zum
Wissenschaftspreis unter www.aio-portal.de.
* Das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung
(DKTK) ist eine gemeinsame, langfristige Initiative des Bundesministeriums für
Bildung und Forschung (BMBF), der beteiligten Bundesländer und des Deutschen
Krebsforschungszentrums (DKFZ) und wurde als eines der sechs Deutschen Zentren
der Gesundheitsforschung (DZGs) gegründet. Im DKTK verbindet sich das Deutsche
Krebsforschungszentrum (DKFZ) als Kernzentrum langfristig mit onkologisch
besonders ausgewiesenen universitären Partnerstandorten und Kliniken in
Deutschland. Mit dem DKFZ kooperieren Forschungseinrichtungen und Kliniken an
Standorten Berlin, Dresden, Essen/Düsseldorf, Frankfurt/Mainz, Freiburg,
Heidelberg, München und Tübingen, um optimale Bedingungen für die kliniknahe
Krebsforschung zu schaffen. Das Konsortium fördert interdisziplinäre Forschungsthemen
an der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und Klinik, sowie klinische
Studien zu innovativen Therapie- und Diagnoseverfahren. Ein weiterer
Schwerpunkt ist der Aufbau von Forschungsplattformen, um den Einsatz
personalisierter Krebstherapien zu beschleunigen und die Diagnose und
Prävention von Krebserkrankungen zu verbessern.
Weitere Informationen unter www.dktk.org
Ansprechpartner für die Presse:
Dr. Stefanie Seltmann
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Deutsches
Krebsforschungszentrum Im Neuenheimer Feld 280 69120 Heidelberg
Tel.: +49 6221 42-2854
Fax: +49 6221 42-2968
E-Mail: S.Seltmann@dkfz.de
Dr. Alexandra Moosmann
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung
Deutsches Krebsforschungszentrum Im Neuenheimer Feld 280 69120 Heidelberg
Phone: +49 6221 42 1662
Über die Medizinische Fakultät der Universität
Duisburg-Essen Wissenschaft und Forschung auf höchstem internationalem Niveau
und eine herausragende, exzellente Ausbildung zukünftiger Ärztinnen und Ärzte:
Diese Ziele hat sich die Medizinische Fakultät gesteckt und verfolgt sie mit
Nachdruck. Wesentliche Grundlage für die klinische Leistungsfähigkeit ist die
Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen mit
ihrer klaren Schwerpunktsetzung in Onkologie, Transplantation, Herz-Gefäß-Medizin,
sowie den übergreifenden Forschungsschwerpunkten Immunologie, Infektiologie und
Genetik. Der 2014 bezogene Neubau des Lehr- und Lernzentrums bietet den
Studierenden der Medizinischen Fakultät exzellente Ausbildungsmöglichkeiten.
Über die Essener Universitätsmedizin
Die Essener Universitätsmedizin umfasst das
Universitätsklinikum Essen (UK Essen) und seine Tochterunternehmen
Ruhrlandklinik, St. Josef Krankenhaus, Herzzentrum Huttrop und Westdeutsches
Protonentherapiezentrum Essen. Die Essener Universitätsmedizin ist mit ca.
1.700 Betten in mehr als 70 Gebäuden das führende Gesundheits-Kompetenzzentrum
des Ruhrgebiets: Alleine im vergangenen Jahr (2015) behandelten unsere rund
7.900 Beschäftigten fast 70.000 stationäre Patientinnen und Patienten. Herausragende
Schwerpunkte sind die Onkologie, die Transplantation sowie die Herz- und
Gefäßmedizin: Mit dem Westdeutschen Tumorzentrum (WTZ), einem der größten
Tumorzentren Deutschlands, dem Westdeutschen Zentrum für Organtransplantation
(WZO), ein international führendes Zentrum für Transplantation, in dem unsere
Spezialisten mit Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse, Herz und Lunge alle
lebenswichtigen Organe verpflanzen, und dem Westdeutschen Herz- und
Gefäßzentrum (WHGZ), in dem wir jährlich mehr als 2.000 Operationen
durchführen, hat die Essener Universitätsmedizin eine weit über die Region
reichende Bedeutung für die Versorgung von Patientinnen und Patienten.